Heute möchten wir ein bisschen von der ersten Therapiewoche berichten. Vorab unser Statement: es war gigantisch gut und sehr überwältigend!
Thea sollte eigentlich mit Kanoa schwimmen, der einzige Junge unter den Therapiedelfinen und Thea kennt sich ja eigentlich mit wilden Jungs aus.
Allerdings war Kanoa Anfang der Woche etwas abgelenkt, da zwei der vier Delfindamen gerade fruchtbar sind. Deshalb wurde er auch in eine abgetrennte Lagune gebracht und kann nicht direkt zu den Damen, da Nachwuchs aufgrund Platzmangel unbedingt vermieden werden muss!
Am ersten Tag durfte Thea dann in die Damenlagune, in der sich die Schwestern Nubia und Chabelita, deren Mutter Bonnie und Ritiña tummeln! Bisher schwamm Thea ja immer mit Nubia. Allerdings ist Nubia direkt zu Pia, einem anderen Kind das zur Therapie da ist geschwommen-irgendwie merkte sie dass Pia sie, die einfühlsame und eher ruhige Delfinin für den Anfang braucht! Pia ist nämlich zum ersten Mal da und hat eine schwere Krebstherapie überstanden. Sie leidet allerdings unter Spätfolgen der Chemotherapie. Delfine sind sehr einfühlsam und merken, für wen was gerade dran ist!
Und für Thea passte diesmal zunächst die lebensfrohe, quirlige und laute Chabelita perfekt! Thea und Chabelita hatten 2 1/2 total schöne gemeinsame Einheiten, bis Kanoa bereit war zu übernehmen!
Und von Kanoa war Thea überwältigt – es war quasi Liebe auf den zweiten Blick. Thea ist das allererste Mal 2018 mit Kanoa geschwommen. Damals war er für sie etwas zu wild und maskulin, da passte Nubia besser zu ihr. Sie war damals ja auch erst knapp 5 Jahre alt und es waren sehr viele neue Eindrücke, da tat ihr die eher vorsichtige Nubia gut. Nun aber 4 1/2 Jahre später ist Thea bereit für Kanoa! Er kann so viele tolle Sachen, viele verschiedene Geräusche, spielt Ball wie ein Profi und schiebt Thea und Therapeutin Ute auf dem Surfbrett in einer mega Geschwindigkeit durch das Wasser. Auch die Delfintrainerin Jennifer sagte uns, dass es für sie schön anzusehen ist wie Thea und Kanoa harmonieren!
Als Therapieschwerpunkt haben wir wieder den Bereich Kommunikation gewählt. Thea lernte ja 2018 den Umgang mit ja/nein Karten auf Curaçao und das hat ihr den Weg in die UK (unterstützte Kommunikation) geebnet. Nun arbeitet Thea an klaren Ja/Nein Codes, übt das lautieren und lernt weitere Gesten wie Kopfnicken/Kopfschütteln. Das ist natürlich alles ein ausprobieren, aber mit Kanoa ist sie sehr motiviert die neu gelernten Dinge umzusetzen und sich auch lange zu konzentrieren. Die Therapeutin Ute und Assistentin Lilian helfen ihr dabei und sind immer bereit ihre Interessen miteinzubeziehen und so wird das Ja sagen und der Nein Code im Therapieraum mit einem Disney-Song-Test geübt. Da die Kommunikation viel mit Motorik und Konzentration zu tun hat, ist die Kombination der Therapeuten aus Physiotherapeutin (Ute) und Logopädin (Lilian) perfekt und ganzheitlich.
Außerdem bekommen die Therapeuten im CDTC gerade eine Fortbildung zum Thema Castillo Morales – hierbei handelt es sich um ein ganzheitliches umfassendes neurophysiologisch orientiertes Therapiekonzept für Menschen mit sensomotorischen, kommunikativen und orofacialen Störungen. Thea wurde gefragt ob sie vielleicht bei der Fortbildung helfen möchte und Lust hat mit dem Trainer zu arbeiten und natürlich hat sie auf sowas Lust! So ist sie am Donnerstag Vormittag zusätzlich zu einer Übungseinheit am Vormittag gekommen und hatte gleich eine sehr gute Zeit bei der Schulung! Alle Therapeuten des CDTCs waren begeistert wie toll sie das machte und sie hat die Therapie, bei der viel mit Vibration gearbeitet wird sehr genossen.
Natürlich möchten wir auch berichten, wie es den Brüdern Joas und Jaron im Geschwisterprogramm geht. Das CDTC bietet für alle Geschwister ab 5 Jahren während der Therapiezeit einen KidsClub an, in dem sich die Geschwister der Therapieteilnehmer kennenlernen und zusammen spielen, schwimmen gehen, das Sea Aquarium erkunden und an einem Reflexionsheft über die eigene Rolle in der Familie mit kranken bzw. behinderten Geschwisterkind arbeiten. Die größeren Geschwister dürfen auch mal mit Rochen schnorcheln oder die Haie unter Wasser füttern – das kommt immer auf die Zusammensetzung der Gruppe an. Diesmal sind insgesamt nur 5 Therapiefamilien da, drei Kinder haben keine Geschwister und dann ist noch ein Kind mit einem knapp einjährigen Bruder da, somit sind unsere beides großen Jungs die einzigen Kinder im Kids Club! Sie genießen es sehr und fragen ständig, wann sie endlich wieder zum Geschwisterprogramm dürfen. Floor, ein Sozialarbeiter ist zusammen mit der Assistentin Luca zuständig für das Programm und die beiden machen es richtig toll.
Um auch ein Erlebnis mit den Delfinen zu haben, gibt es am ersten Mittwoch der Therapie den Docktag, an dem die Geschwister ab 5 Jahren mit ans Dock kommen und die Wasserzeit hautnah miterleben dürfen! Jaron und Joas saßen dann zwischen Delfintrainerin Jennifer und Assistentin Lilian und Ute ist mit Thea zu Kanoa ins Wasser gestiegen. „Leider“ war Kanoa am Mittwoch noch sehr eigenwillig weshalb sie nach 30 Minuten wieder zu Chabelita gewechselt haben. Die hatte davor direkt eine lokale, erwachsene Rollstuhlfahrerin zur Therapie – das sehen wir immer wieder, dass freie Spots von behinderten oder gehandicapten Einheimischen besetzt werden die eine, zwei Einheiten oder eine komplette Therapiewoche Delfintherapie machen, meist dann auch erwachsene Personen. Deshalb war es für Chabelita etwas anstrengend, ohne Pause zur nächsten Therapie zu switchen, aber als echter Profi meisterte sie das mit Bravour und begeisterte unsere Jungs und natürlich Thea. Sie hielten sich an den Flossen/Händen, Chabelita hatte für jeden ein Küsschen parat, wobei Jaron noch vorsichtig war und das nicht wollte. Dafür war er beim Ballspiel wieder Feuer und Flamme und freute sich, wenn er den Ball ins Meer werfen durfte und Chabelita ihn zu Thea brachte, die schoss ihn wieder ins Meer und Chabelita brachte ihn ans Dock und so ging es reihum. Gegen Ende durften wir auch ganz nah ans Dock und noch ein paar tolle Fotos machen!
Am Donnerstag war dann Familienschwimmen angesetzt! Das findet einmal während der Therapiezeit statt um den Angehörigen einen Eindruck zu vermitteln wie es sich anfühlt mit Delfinen zu schwimmen. Jannis ist leider noch zu klein und durfte nicht mitschwimmen, weshalb Holger und er das Treiben von außen beobachteten! Thea war noch bei der Castillo Morales Fortbildung, ließ mich dann souverän gehen und beeindruckte alle, dass sie sich traute allein unter den vielen unbekannten Menschen zu bleiben – ist halt schon eine Große! Allerdings muss man sagen, dass Jörg der die Fortbildung leitet einen sehr angenehmen und vertrauenswürdigen Rahmen geschaffen hatte, also Thea fühlte sich wohl und wir konnten uns ganz dem Erlebnis des Familienschwimmens widmen. Romy, eine Delfintrainerin hatte sich bereit erklärt mit Jaron zu schwimmen und ihm zu helfen, da er noch nicht selbstständig schwimmt. Die anderen hatten am Vortag in einem Workshop schon mal den Umgang mit Flossen geübt und Verhaltensregel gelernt. Man soll den Delfin z.B. auf keinen Fall im Gesichts-/Kopfbereich berühren, da er das als unangenehm empfindet. Zudem soll man nicht mit den Armen fuchteln und schwimmen, sondern sich nur mit den Flossen fortbewegen und über Wasser halten. Joas ist das erste Mal Flossen geschwommen und ist ein Naturtalent – es fiel ihm gar nicht schwer! Jaron hatte erst große Angst ins Wasser zu gehen, die Neugier überwog aber und er traute sich mit Romy rein und blühte richtig auf. Am Ende durfte Chabelita ihm sogar einen Kuss geben, was er am Vortag noch ablehnte. Ich (Simone) durfte dann sogar eine Schwimmrunde mit Taucherbrille machen, was auch sehr faszinierend war, da ich die Delfine nochmal ganz anders wahrnahm. Ich konnte Nubia, mit der ich schwamm z.B. ständig in die Augen sehen und nahm auch gleich wahr, dass uns Chabelita mit Joas links überholte. Insgesamt haben wir drei Delfindamen beschäftigt: Chabelita, Nubia und Ritiña. Wir schwammen mit den Delfinen, indem wir unsere Hand an den Delfin legten wenn er vorbei schwamm. Festhalten und ziehen lassen darf man sich nicht, aber das Tempo durften wir bestimmen und der Delfin passt sich an. Die Richtung gab dann wieder der Delfin vor. Zwischendurch wurden Spiele wie Tanzen, Kopfstand, die verrückte Zunge oder Küsschen geben gemacht und fotografisch vom Video-/Filmteam des CDTCs festgehalten. Wir sind schon sehr gespannt auf die Fotos!
Alles in allem verging die Woche viel zu schnell, war aber voll mit wunderschönen Erlebnissen und traumhaften Begegnungen. Wir freuen uns schon auf die zweite Therapiewoche und hoffen, dass wir einen kleinen Eindruck vermitteln konnten wie sagenhaft die Delfintherapie ist. An dieser Stelle: Danke an alle Spender und Unterstützer – ohne Euch wäre das nicht möglich gewesen und Theas Traum die Delfine wieder zu sehen nicht Wirklichkeit geworden!