Vom 16.-28.04.2018 durfte Thea im CDTC (Curacao Dolphin Therapy & Research Center) ihre erste delfingestützte Therapie erleben! Es war eine bedeutsame und wunderschöne Erfahrung:

Intention

Schon als uns im Krankenhaus gesagt wurde dass Thea schwerst mehrfach behindert sein würde hatte ihre Mama die fixe Idee: vielleicht machen wir mit Thea ja mal eine Delfintherapie…Wir wurden jedoch vom Alltag eingeholt und mussten uns erst mal mit OPs, etlichen Arztterminen, der BNS-Epilepsie, chronischer Bronchitis,… herumschlagen.

2015 fiel uns dann das Buch von Raphael Müller „Ich fliege mit zerrissenen Flügeln“ in die Hände. Dort beschreibt der Autor, der selbst Autist und schwerstbehindert ist von seinen Erfahrungen mit der Delfintherapie. Uns faszinierte sofort, dass er das Schwimmen mit den Delfinen als eine sehr schöne, außergewöhnliche und beeindruckende Erfahrung beschreibt – das wollten wir Thea auch ermöglichen!

Vorbereitung

  • 2016 eröffneten wir ein Spendenkonto für Thea bei der Organisation „DolphinAid“. (https://www.dolphin-aid.de)
  • Dank Flyeraktion, kleineren Spendenaktionen und vielen Spenden aus unserem Familien-, Bekannten- und Freundeskreis füllte sich das Konto und wir durften Theas Reise zu den Delfinen planen!

Warum wir uns für das CDTC (Curacao Dolphin Therapy & Research Center) entschieden haben

Wir haben uns mit Unterstützung von DolphinAid über verschiedene Zentren informiert, die eine delfingestützte Therapie anbieten. Aus folgenden Gründen haben wir uns dann für das CDTC auf Curacao entschieden:

  • Die Therapiedelfine leben in einer Lagune die mit dem offenen Meer verbunden ist – die Anlage ist verhältnismäßig groß und die Bedingungen für die Tiere sind aus unserer Sicht gut – uns ist bewusst dass es dennoch keine „natürliche“ Haltung von Delfinen ist, nach unserer ersten Therapie scheinen uns die Tiere jedoch zufrieden und suchen den Kontakt zu ihren kleinen Patienten.
  • Die Therapeuten dort sprechen deutsch – das war eine Grundvoraussetzung, da wir fest davon ausgingen, dass Thea uns versteht und kognitiv gar nicht so retardiert ist… da ist es natürlich wichtig, dass sie versteht was die Therapeuten mit ihr reden.
  • Die Therapeuten haben Erfahrung mit schwerst bewegungsbeeinträchtigten Kindern – sie wissen also wie sie Thea an Land aber auch im Wasser anfassen müssen und zeigen keine Unsicherheiten.
  • Die Wassertemperatur ist trotz Meerwasser relativ hoch, sodass wir uns vorstellen konnten dass Thea die Therapieeinheit im Wasser toleriert.

Therapie April 2018

Ankunft

Wir reisten am Samstag, 14.04. von Stuttgart über Amsterdam nach Curacao. Alle waren sehr aufgeregt – die Kinder weil es ihr erster Flug war, die Erwachsenen hatten Sorge ob es mit dem Sperrgepäck, dem Rollstuhl, dem Autositz den Thea zwingend zum sitzen benötigt und dem Umsteigen in Amsterdam gut klappen würde. Nach fast 15 Stunden Reisezeit standen wir dann in unserem Zimmer in den Dolphin Suites – es war im ersten Stock und wir richteten und erstmal den Balkon wohnlich her! Nach einem kurzen Mittagsschlaf erkundeten wir die nähere Umgebung. Das Hotel liegt in Laufnähe zum Sea Aquarium in dem sich auch das CDTC befindet.

Die Therapie

Ablauf

Den Ablauf einer delfingestützen Therapie kann man sich so vorstellen:

  • Erste 30 Minuten: der Therapeut und Praktikant holen den Teilnehmer ab und gehen in den Therapieraum. Dort machen sie Übungen mit dem Teilnehmer orientiert an den festgelegten Zielen (z.B. physiotherapeutisch, logopädisch, verhaltenstherapeutisch).
  • Danach ziehen Teilnehmer und Therapeut Neoprenanzüge an, der Teilnehmer bekommt eine Schwimmweste und es geht ans Dock und somit zum Delfin.
  • Erste Wasserzeit: am Dock sind Delfintrainer, Praktikant, Therapeut und Teilnehmer (die Familie darf aus ca. 50 Meter Entfernung zuschauen um den Teilnehmer nicht abzulenken ;-)). Der Delfin begrüßt den Teilnehmer und dann geht es ins Wasser. Dort wir mit dem Defin geschwommen und gespielt – immer unter Einbeziehung der vorhandenen Ressourcen und möglichst motivierend (z.B. Thea wurde animiert sich selbst an Nubia zu halten oder den Ball zu werfen). Die erste Wasserzeit dauert 20-30 Minuten.
  • Übungen am Dock: danach gehen der Teilnehmer und Therapeut aus dem Wasser und es findet eine Therapieeinheit direkt am Dock statt (ca. 15 Minuten). Währenddessen kann sich der Teilnehmer aufwärmen und zudem dem Delfin zeigen was er schon alles kann – das wirkt häufig auch sehr motivierend.
  • Zweite Wasserzeit: danach wiederholt sich das Spiel und das Schwimmen mit dem Delfin nochmal 10-15 Minuten.
  • Training alltagsrelevanter Fähigkeiten: Duschen, Umziehen, Aufräumen… das dauert nochmal ca. 30 Minuten
  • Am Ende gibt es ein kurzes Reflexionsgespräch mit den Eltern/Betreuern (wie war es heute, wie wurde an den Zielen gearbeitet, soll morgen etwas anders laufen, ist eine Anpassung der Ziele notwendig).

Für Thea war die zweistündige Therapie sehr aufregend aber auch herausfordernd und anstrengend. Anfangs hatte sie etwas Angst vor der neuen Situation, konnte diese aber Dank der einfühlsamen aber bestimmten Art ihrer Therapeutin Lisette sehr schnell ablegen und hat dann Freude am Spiel mit Nubia entwickelt! Im Rückblick sagt Theas strahlender Blick bei Erwähnung des Namens „Nubia“ dass es eine ganz besondere, wunderschöne Zeit für sie war!

Ziele

Am ersten Tag der Therapie wurden bei einem ausführlichen Anamnesegespräch mit dem Therapeut verschiedene Ziele besprochen.

Unsere Ziele waren:

  • Erarbeitung von gezielter Kommunikation
  • Verbesserung der Kopf- und Rumpfkontrolle
  • Kräftigung der Muskulatur
  • Verringerung der Spastik (vor allem der oberen Extremitäten)

Ergebnis

Zunächst einmal war unser primäres Ziel Thea eine besondere Erfahrung zu ermöglichen die sie in positiver Erinnerung behält! Ganz platt gesagt: Thea muss in ihrem Leben oft so viel Negatives und Schwieriges erleben (Hüft-OP, diverse Krankenhaus-Aufenthalte, häufige Infekte die lange andauern,…) – jetzt soll sie mal etwas ganz schönes erleben! Deshalb war auch unser Erwartungsdruck relativ gering!

Umso freudiger nahmen wir wahr dass Thea in den Bereichen Kommunikation und Motorik riesen Fortschritte machte:

  • Thea lernte während der Therapie ja/nein Karten kennen – diese sind jetzt unsere ständigen Begleiter im Alltag! Wenn man ihr eine ja/nein Frage stellt antwortet sie indem sie mit der rechten Hand auf die jeweilige Karte zeigt. Wir durften erkennen: Thea versteht alles was wir ihr sagen und kann jetzt dank der unterstützen Kommunikation auch antworten!
  • Thea benutzt die rechte Hand häufiger, greift aktiv nach Dingen und übt spielerisch auf dem Tablet. Die Spastik in der rechten Hand hat sich reduziert, sodass sie meist geöffnet ist und sie die Hand so besser nutzen kann.
  • Die linke Hand zeigt noch ein spastisches Muster, Thea führt sie aber immer wieder zur Mitte und nutzt sie als Stützhand.
  • Thea kann ihren Kopf im Rollstuhl besser kontrollieren. Sie rutscht zwar immer wieder seitlich ab, ist aber wenn sie gut ausgeruht ist in der Lage den Kopf mittig zu halten!

Auch Monate nach der Delfintherapie sehen wir immer noch Fortschritte, z.B. versucht sich Thea nun mehr an der Lautsprache, wobei sie zunehmend das deuten auf die Ja-Karte mit dem Wort „JA“ ersetzt!

Freizeit

Da die Therapie am Vormittag (10:30-12:30) Thea sehr angestrengt hat legte sie nach dem Mittagessen regelmäßig einen Mittagsschlaf ein. Das bedeutet dass wir während der Woche den Nachmittag im Hotel verbracht haben und manchmal am frühen Abend noch einen Abstecher an den Strand gemacht haben!

Am Wochenende haben wir uns die wunderschöne Hauptstadt Willemstad etwas näher angeschaut und sind durch die hübsche Altstadt und an der Hafenpromenade entlang spaziert.

Außerdem haben wir das Sea Aquarium besichtigt, dort Haie, Rochen und Flamingos gefüttert und die Fische und Schildkröten beobachtet!

Einen Schiffsausflug in den Sonnenuntergang haben wir uns auch an einem Abend gegönnt!

Die Insel Curaçao hat noch viel mehr zu bieten – leider hat unsere Kraft und Zeit nicht ausgereicht mehr zu besichtigen und zu entdecken!

Fazit

Nachdem wir die Therapiereise gedanklich und emotional Revue passieren haben lassen können wir sagen: es hat sich gelohnt!

An dieser Stelle möchten wir uns bei allen Spendern und Unterstützern bedanken, die diese Reise möglich gemacht haben! Dank Eurer Hilfe hatte Thea eine wunderbare Zeit mit Nubia und hat riesengroße Fortschritte gemacht!

Impressionen